The Last King of Scotland
Der hier Schreibende muss zugeben, dass er von dem jetzt zu besprechenden Film ein wenig enttäuscht ist. "Der letzte König von Schottland - In den Fängen der Macht" ist jener Film, für den Forest Whitaker den Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt und in dem er den ehemaligen Präsidenten Ugandas, Idi Amin spielt.
Und leider beginnt der Film als eine Mischung aus Folklore und 70er Jahre Zeitporträt und löst sich hirvon auch eher langsam.
Schnell ist Dr. Garrigan (Kevin McAcoy) eingeführt und bleibt eher ein roter Faden, den eine Identifikationsfigur. Als gerade erst frisch promovierter Arzt geht er also in jenes Land, das ihn der Globus beim 2ten (!!!) Drehversuch offenbart. Und schon ist er in einer faszinierenden Kultur. Und natürlich lässt er sich leicht von ihr gefangen nehmen, so wie er später auch Idi Amins Charme erlegen sein wird. Und leider scheint Forest Whitaker durch die Synchronisation viel von seiner Präsens verloren zu haben. Was im Trailer noch beissend prägnant und punktgenau erscheint, wirkt nun leider eher ein schwaches, fast schon weinerliches Bitten um Rückhalt, Gehorsam und Unterstützung. Es sind vorallem die Augen, die Eindruck hinterlassen und jenes Feuer verbreiten, für das er nicht unberechtigt als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, jedoch geschieht dies zu selten. Zu lange hält sich der Film damit auf nur Schauwerte zu liefern, und auch wenn er ab und an das Thema der Gewalt gegen Oppositionelle aufgreift, führt Kevin MacDonalds Regie nie weiter in diese Richtung. Die Greueltaten bleiben seltsam fern, als sollten sie die Idylle des Paradieses nicht zerstören. Das ist schade und bewirkt, dass ein kritischer Ansatz verpasst wird. Erst als Dr. Garrigan selber Leidtragender der Launen von Amin wird, erst dann lenkt der Film in dramatischere Fahrwasser.
Und zugegeben hat der Film hier dann seine besten Momente. Wenn sich Dr. Garrigan aufbegehrt, wenn er widerspricht und zu kämpfen beginnt, dann hat Whitaker auch einen Gegenpart, an dem er sich reiben kann, der ihn fordert. Leider geschieht dies erst in den letzten 45min und damit zu spät.
Dem Film sieht man an, das mit Kevin MacDonald ein Regisseur hinter dem Projekt stand, der sich darauf versteht zu dramatisieren. Das gelang ihm bereits mit "Ein Tag im September", dem DokuDrama über die Geiselnahme von Olympia '72 hervorragend, und wenn er Dramatik aufbauen kann, besitzt der Film auch seine stärksten Szenen. Der Rest bleibt blass, wie hingeworfen und fertig um sich irgendwas herauszuziehen. Er urteilt nicht, zeigt nur und bleibt dennoch, oder dadurch(?) hinter den Möglichkeiten des Stoffes zurück.
Es hätte ein Film über ein wichtiges, weil leider nochimmer aktuelles Thema vom afrikanischen Kontinent sein können, doch wurde es nur ein Film darüber, was geschieht, wenn man voller Idealismus und Naivität sich einem Mann unterwirft, der alles nimmt und nutzt.
Zur Ehrenrettung des Films muss jedoch zugestanden werden, dass Forest Whitakers Darstellung wahrlich famos ist, wenn man ihn wohl unsynchronisiert erlebt und wenn er einen Gegenpart hat, der ihm die Stirn bietet.
StrangeGuy - 16. Mär, 01:19